Startseite
Service
Kontakt




Liebe Kundinnen und Kunden,

aufgrund beruflicher Veränderungen macht die Trageberatung Schaumburg nun nach über 5 Jahren Beratung für unbestimmte Zeit eine Pause. Es ist mir zeitlich inzwischen einfach nicht mehr möglich, Beratungen unterzubringen. Für ehemalige Kunden, die noch eine Nachberatung wünschen, stehe ich aber nach wie vor zur Verfügung. Ich möchte diese Seite dennoch gerne erhalten, da sie trageinteressierten Eltern weiterhin viele Informationen bietet. Suchen Sie aktuell eine persönliche und kompetente Beratung, so versuchen Sie bitte in den Beraterinnenlisten der ClauWi-Trageschule, der Trageschule Dresden oder der Trageschule NRW fündig zu werden.

Ich bedanke mich für all die tollen Termine mit wunderbaren Eltern und Kindern und hoffe, daß in Schaumburg dennoch weiterhin getragene Kinder zu sehen sein werden.

Liebe Grüße! Jennifer Pulte


    

                



        




                         Mein Angebot finden Sie unter "Service"



Kinder zu tragen ist wichtig. Wichtig für die Entwicklung von Geist und Körper. 

Ich möchte Ihnen anhand folgender Punkte erkären warum:



     Geschichte - geistige Entwicklung - körperliche Entwicklung 

unsere heutige Gesellschaft -Trageweisen - häufige Fragen - Links



Geschichte

Der Mensch ist ein Tragling. In der Verhaltensbiologie spricht man von Nesthockern und Nestflüchtern, seit der 70er Jahre endlich auch vom Tragling. Es handelt sich bei diesen Definitionen um die Anpassung an die Lebens- und Betreuungssituation der verschiedenen (Tier-)Arten. Während Nesthocker für einige Zeit völlig hilflos sind und zusammengekuschelt zwischen vielen Geschwistern im Nest auf die Rückkehr der Mutter still und leise warten können, da sie mit lange sättigender Milch/lange sättigender Nahrung gefüttert wurden, kann der Nestflüchter bereits direkt nach der Geburt mit voll ausgebildeten Sinnen und Körperfunktionen der Mutter überall hin folgen. 

Der Mensch hingegen ist an das stetige Mitgenommenwerden angepasst. Er kommt mit bereits teilweise gut funktionierenden Sinnen zur Welt, ist aber unfähig, sich in ihr fortzubewegen. Muttermilch ist nur kurze Zeit sättigend, so daß sich die Mutter nicht lange entfernen dürfte. Menschen sind seit Urzeiten Jäger und Sammler gewesen,  Nomaden, die kein "Nest" gehabt hätten, in dem sie den Säugling, zudem idR allein  ohne Geschwister, zurücklassen hätten können.
 
Dies alles ließ den Säugling sich an das stetige Getragenwerden anpassen. Auch heute noch kann man diese Anpassung an jedem unserer Kinder beobachten:


*Sie schreien (um Hilfe!), wenn man sie längere Zeit ablegt, denn in grauer Vorzeit bedeutete dies, daß die tragende Betreuungsperson nicht mehr in der Lage war, den Säugling aufzunehmen, der Säugling wurde scheinbar alleingelassen, unter welchen Umständen auch immer. Höchste Panik und Verlassensängste sind die Folge im Säugling, die abwechselnd lautes Schreien (um Hilfe) und totale Stille (um nicht von Raubtieren gefunden zu werden) auslösen.

*sie winkeln ihre Beine an, sobald sie aufgenommen werden, um sich auf den Sitz auf unserer Hüfte vorzubereiten. In dieser Haltung (Anhock-Spreiz-Haltung, auch ASH) entwickelt sich das Hüftgelenk optimal

*ihre Unterschenkel sind leicht nach außen gewölbt, um sich besser an der Hüfte festklammern zu können

*Muttermilch ist nur kurz sättigend, da sie immer zur Verfügung steht, darauf ist die Verdauung des Säuglings eingerichtet

*auch wir sind an das Tragen des Säuglings angepasst, das breite Becken der Mutter sowie ein gewisses Hüftpolster nach der Zeit der Schwangerschaft machen es dem Säugling leicht, auf der Hüfte der Mutter platz zu nehmen

*die ständige Nähe zum Säugling lässt wiederum den Prolaktinspiegel der Mutter ansteigen, der die Milchbildung anregt und uns beruhigt

*die Bildung von Oxytoxin wird angeregt, das ist ein Hormon, das uns empfindsam, beruhigend und glücklich macht. Dies wiederum wirkt sich auf dem Umgang mit dem Säugling aus


               Ignorieren wir unsere biologische Geschichte,

                 ignorieren wir unser eigenes Menschsein.



"Kraxenbindung", größere Kinder können auch die Arme zum Greifen herausnehmen
 





Geistige Entwicklung


Wenn es dem Säugling gestattet wird (und es sollte kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit sein), von der Mutter oder einer anderen Betreuungsperson getragen zu werden, so ist er ab der Zeit nach seiner Geburt genau an dem Fleck angekommen, der für ihn bestimmt ist. Dieses Wohlfühlen am rechten Platz ist die Basis dafür, daß er sich geistig wie emotional gesund und ohne Entbehrungen entwickeln kann. Am Körper der Mutter/ der Betreuungsperson fühlt er sich sicher, beschützt und sich wahr- und ernstgenommen. Sein Bedürfnis nach Nähe, Wärme und Muttermilch wird umgehend gestillt, er braucht keine unnötigen oder gar vergeblichen Kräfte darauf zu verschwenden, seine Bedürfnisse zu artikulieren und erfüllt zu bekommen. So kann er sich unbeschwert und voller Kraft darin üben, seine Sinne zu erleben, seine Umwelt kennen zu lernen und eine befriedigende und innige Beziehung zu seiner Mutter und/oder einer Betreuungsperson aufzubauen. Er kann ohne Angst lernen.


Das Getragenwerden regt dabei auf intensivste Weise die Synapsenverknüpfung im Gehirn an, da das Kind aus seiner geschützten Position auf dem Körper der Mutter/derBetreuungsperson viele Reize erlebt, an die es angepasst ist, die es erwartet, und die es für sich nutzen kann. Der Säugling erlebt die Wärme der tragenden Person, den Geruch, kein Geruch ist so intensiv wie der "seiner" Leute, das Kind kann die Gesichtszüge und die Mimik im zunächst idealen Abstand zu seinen Augen von ca. 25cm wahrnehmen und studieren, Gesichter sind das interessanteste, das ein Säugling zu sehen bekommt, Augenkontakt ist extrem entwicklungsfördernd. Später wird in Hüft- oder Rückenposition zusätzlich die Fernsicht trainiert sowie der Wechsel von Fern- auf Nahsicht. Und es hört, wie die tragende Person mit ihm und mit anderen Menschen spricht, so wird das Kind hervorragend auf die Muttersprache vorbereitet.


Was vielleicht auf den ersten Blick nicht wahrgenommen oder gar fehlinterpretiert wird ist das Bedürfnis des Säuglings, nicht ständig der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu stehen. Das wird ihm schnell zu viel, er kann so viel Aufmerksamkeit selbst noch nicht leisten und wird zu viel "Tamtam" um seine Person schnell mit Weinen quittieren, da er noch nicht fähig ist, seine Aufmerksamkeit länger als ein paar Sekunden oder später ein paar Minuten zu fixieren. Was aber nicht heißt, man solle ihn von allem fernhalten! Der Säugling kann am glücklichsten sein, wenn er einfach dabei sein kann bei alltäglichen Vorgängen, immer in sicherer Position am Körper einer Betreuungsperson. Er kann sich von dort die Reize heraussuchen, mit denen er sich in diesem Augenblick beschäftigen kann und möchte, er kann sich jedoch auch abwenden und befindet sich immer noch in dieser Sicherheit, abgewendet kann er sich an den Tragenden ankuscheln und einschlafen.

Dabei gibt ihm das Getragenwerden nicht nur die nötige Sicherheit und Vertrautheit. Das Kind erlebt, daß es beachtet wird, daß es mit seinen Bedürfnisse ernst genommen wird, daß es ein Teil des Lebens um sich herum ist und all das stärkt das Selbstbewußtsein und die Bindungsfähigkeit.

 

"Ringsling" aus Tragetuchstoff, so ergonomisch wie ein Tragetuch, so schnell und praktisch wie eine Tragehilfe




Körperliche Entwicklung



Die kindliche Hüfte

Das Tragen wirkt sich ideal auf die Entwicklung der Hüfte aus. Da der Säugling an die Haltung des Getragenwerdens angepasst ist, lagern die Oberschenkelköpfe nur in gehockter und gespreizter Haltung -wie beim Ritt auf der mütterlichen Hüfte- korrekt in den Pfannenzentren der Hüftpfanne. Das ist deswegen so wichtig, weil die Hüfte zur Geburt noch weitgehend knorpelig ist und erst im Laufe der folgenden Monate verknöchert. Die Verknöcherung beginnt aber dort, wo der meiste Druck aufgebaut wird, und diesen Druck bestimmen die  Oberschenkelköpfe mit ihrer Lage in den Pfannen. Drücken die Oberschenkelköpfe nicht in das Pfannenzentrum, sondern auf die noch dünnen, knorpeligen Ränder der Pfannen, sind Deformierungen (z.B. Hüftdysplasie) u.U. möglich. Eine optimale Anhock-Spreiz-Haltung lässt die Oberschenkel im Winkel von ca. 110° anhocken (dann sind die Knie etwa in Höhe des Bauchnabels des Kindes) und eine Spreizung der Beine von ca. 45° pro Seite, bei kleinen Säuglingen noch etwas weniger. Zudem fördern die ständigen Bewegungsreize des Getragenwerdens eine gesunde Durchblutung der noch knorpeligen Strukturen der Hüfte.

Tragen kann als Therapie bei Hüftauffälligkeiten eingesetzt werden, dies sollte aber genau mit Ihrem Kinderarzt oder Orthopäden abgesprochen werden.


Die kindliche Wirbelsäule

Die Wirbelsäule des Säuglings ist nach der Geburt noch kyphotisch (gekrümmt), so wie sie auch im Mutterleib gelegen hat. Sie streckt sich im Laufe des ersten Lebensjahres in drei Phasen und erreicht erst dann ihre aufgerichtete Doppel-S-Form. Dies bedeutet, der Rücken des Säuglings soll rund sein, solange die Wirbelsäule noch keine eigene Aufrichtung hat. Schläft ein Kind ein, sinkt der Muskeltonus und das Kind fällt wieder in die runde Rückenform zurück.

Die vier Phasen der Wirbelsäulenentwicklung

Von der Totalkyphose ausgehend vollstreckt sich bis zum Alter von ca. 4 Monaten die Halslordose, das Kind kann nach Ende dieser Phase im Unterarmstütz dem Kopf mind. eine Minute heben, die 6 Halswirbel haben sich nach vorne-oben gestreckt.     

Wenn das Kind das selbständige Sitzen erlernt hat mit ca. 8 Monaten, haben sich die 12 Brustwirbel zur Brustkyphose nach hinten-oben aufgerichtet.

Die letzte Streckung, die Lendenlordose ist abgeschlossen, wenn das Kind selbst laufen kann, ca. ab einem Jahr, dann haben sich die 6 Lendenwirkel aufgerichtet.



Die Bandscheiben des Neugeborenen sind dabei noch nicht von dieser knorpeligen Struktur wie später in ausgereiftem Zustand. Sie sind noch stark durchblutet und bestehen aus einer gallertartigen Masse. Wird der Rücken nun durch unsachgemäßes Tragen, Sitzen oder Liegen in eine Form "gepresst", die nicht dem Entwicklungsstand entspricht, so kann dies eine Stauchung der jungen Bandscheiben mit einer Durchblutungsstörung und somit eine Unterversorgung zur Folge haben. Unter Umständen leidet so die Entwicklung der Bandscheiben. Darum ist optimal, ein Tragetuch Strähne für Strähne, quasi Wirbel für Wirbel, festzuziehen. Leider gibt es viele Trageweisen und Tragen, die dies nicht berücksichtigen.

Die Hüfte und die Wirbelsäule sind mit dem Kreuzbein-Darmbein-Gelenk miteinander verbunden und beeinflussen sich so gegenseitig. Der Rücken des Kindes  kann nur rund werden, wenn die Hüfte nach vorn gekippt ist, dies geschieht durch die Anhockung der Beine. Der Rundrücken und die Anhock-Spreizhaltung bedingen einander.



Gleichgewichtssinn

Ein ganz großer Punkt ist aber der Gleichgewichtssinn, der übrigens schon in der 6. bis 9. Schwangerschaftswoche entsteht und zur Geburt voll ausgereift ist. Warum sollte der Säugling einen fertigen Gleichgewichtssinn haben, wenn er folgend sein erstes Lebenshalbjahr im Kinderbett, Kinderwagen oder in der Babyschale verbringt?  Die Schulung des Gehirns, sich im dreidimemsionalen Raum fortzubewegen ist z.B. wichtig für das spätere logische Denken. Das Kind erfährt dabei die Wirkung der Schwerkraft auf sich selbst und die tragende Person, es erlebt eine dreidimensionale Welt, all das außerhalb seiner eigenen bisherigen Fähigkeiten. Es erlernt frühzeitig ein eigenes Körperempfinden, was sich in der Entwicklung auch im Selbst-Bewußtsein wiederfindet. Spätestens beim Tragen auf der Hüfte oder auf dem Rücken lernt es alle Bewegungsmuster visuell und propriozeptiv in der richtigen "Fahrtrichtung". Seine sensomotorische Wahrnehmung ist nicht nur für die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten wichtig, sondern auch für die Entwicklung der kognitiven Möglichkeiten und letztlich für ein "Ich-Bewußtsein", für ein positives Körpergefühl, das wiederum später einen gesunden Einfluß auf seine Psyche haben wird.


Innere Funktionen

Das Kind hat neun Monate im Bauch der Mutter verbracht, es kennt ihren Herzschlag, wurde mit Nahrung versorgt und gewärmt. All dies kann man im Tragetuch weiterführen, so daß sich das Kind sanft und stressfrei an die neue Welt gewöhnen kann. Es wird von der tragenden Person gewärmt, gleichzeitig kann diese aber auch überschüssige Wärme (z.B. im Hochsommer oder bei Fieber) absorbieren und so den Temperaturstatus des Kindes ausbalancieren. Der Herzschlag von Kind und Träger gleicht sich an, der Kreislauf wird dadurch angeregt, die Atmung reagiert ebenfalls mit dem Träger zusammen. Auch die Verdauung profitiert, sie braucht diese andauernden Bewegungsreize, Koliken und Blähungen sind bei Tragekinder wesentlich seltener bis gar nicht zu finden. Auch SIDS (plötzlicher Kindstod) tritt seltener bei Tragekindern auf, da die Vitalfunktionen stets angeregt werden. Gerade bei früh geborenen Kindern unentbehrlich. Und durch die Anrefung der Vitalfunktionen wird das Immunsystem unterstützt und gestärkt.

        >>>>Die Mutter ist die erste und alleinige Umwelt für das Neugeborene<<<<



"Kängurubindung" hockend vor dem Bauch, ideal für kleine Mäuse, der Kopf des schlafenden Kindes kann perfekt gestützt werden, wird das Kind wach, streicht man das Tuch herunter und es kann umherschauen



                                                                                                         Unsere heutige Gesellschaft


Wenn doch das Tragen so überaus sinnvoll und gut ist, warum macht es dann nicht jeder? Diese Frage wird automatisch auftauchen, entweder bei eigenen Überlegungen oder von außen.

Es gibt zwei wesentliche Gründe:

Früher war Tragen als Betreuungsform gang und gäbe, und mit "früher" ist nicht nur die Steinzeit gemeint, sondern durchaus unsere nahe Geschichte (also unsere "westliche Geschichte, denn auch heute werden 2/3 der Weltbevölkerung ganz selbstverständlich getragen) bis hinein ins vorletzte Jahrhundert. Damals und auch schon davor wurde die Säuglingsbetreuung in besser gestellten Schichten gern an Ammen und Kindermädchen abgegeben. Mit der Erfindung des Kinderwagens vor über hundert Jahren wurden nicht nur die industriellen Möglichkeíten ausgeschöpft, auch konnte damit ein noch stärkeres Zeichen gesetzt werden für die Distanz zwischen wohlhabender Mutter und Kind. Zu dieser Zeit etablierte sich in dieser Schicht auch die Erziehungsform, das Kind durch Disziplinierung und Erziehung von klein auf an die Härte des Lebens zu gewöhnen. Diese Erziehungsform gipfelte hier in Deutschlad während des Nationalsozialismus, der ganz strenge Regeln für den Umgang mit Säuglingen aufstellte, die Pünktlichkkeit, Regelmäßigkeit, wenig Körperkontakt und keinen Trost bedeuteten. Dieses Vermächtnis lastet noch heute auf uns allen. Viele "gute Ratschläge", die man meist zwangsläufig zu hören bekommt sowie man auch nur schwanger ist, stammen leider noch überliefert aus dieser so grausamen Zeit.


Der zweite Punkt ist unsere heutige Lebensweise in einer Isolationsgesellschaft. Familien bestehen idR aus Vater, Mutter und Kind(ern). Die Großfamilie, bei der jeder von jedem lernen und profitieren kann, ist so gut wie ausgestorben. Aber in einer Großfamilie (einem Clan/einem Stamm/einer Sippe) ist man auf gegenseitige Hilfe angewiesen und erhält sie auch. Es ist immer jemand da, der kurz das Baby halten kann, der für alle Essen kocht, der gemeinsam mit der Mutter verschiedene Aufgaben verrichtet. Geteilte Arbeit ist halbe Arbeit und auch Gesellschaft und Austausch braucht eine Mutter.

Doch wie sieht es heute aus? Meist ist die Mutter mit dem Kind/den Kindern den überwiegenden Teil des Tages allein. Sie kann sich mit niemandem austauschen, sie kann das Baby nicht in vertrauenswürdige Hände abgeben, um eigenen Tätigkeiten nachzugehen. Sie ist allein. Und sie muß allein kochen, aufräumen, waschen, putzen, und das in einem meist völlig überdimensionierten Haushalt. Auch die Kinder sind allein. Kinder lieben Kinder und lernen von anderen Kindern egal welcher Altersstufe. Kinder, die sich nicht mit anderen Kindern beschäftigen können, müssen von der Mutter beschäftigt werden, die jedoch selbst mit ihrem Alleinsein oft ausgelastet ist. Wir leben nicht mehr "artgerecht" in der Großfamilie (dem Stamm, der Sippe), und deswegen fällt es uns auch manchmal so schwer, unsere Kinder artgerecht aufzuziehen.


Und dann kann es noch einen dritten Grund geben. Es gibt Menschen unter uns, und das sind sicherlich nicht wenige, die die Nähe zur Mutter beim Getragenwerden leider nicht erfahren durften. Schon wegen unserem erzieherischen Erbe aus Kriegszeiten, wie oben angesprochen. Diesen Menschen kann es später beim eigenen Kind sehr schwer fallen, diese Nähe zu geben und auch Nähe auszuhalten, weil es den tief vergrabenen Schmerz des Alleinseins in der Frühkindheit berührt. Das eigene Kind zu tragen kann helfen, dieses zu erkennen und aufzuarbeiten. Aber dazu gehört Mut zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den wahrgenommenen Gefühlen und der Vergangenheit.


>>>Tragen ist nicht nur eine Transportmöglichkeit, es ist eine eigene Betreuungsform und wesentlicher Bestandteil der Entwicklungsförderung<<<



Der Klassiker "Wickelkreuztrage", unaufgefächert noch ergonomischer fürs Kind und trotzdem sicher



                                                                                                            

                                                                                                          Trageweisen

Soviel zur Theorie, ich kann hier Themen nur anreißen. Wer mehr Informationsbedarf hat, kann sich gern an mich wenden zwecks Literaturempfehlungen. Aber der Sinn meiner Ausführungen, nämlich daß das Kind wie auch die Mutter ernorm vom Tragen profitieren können, ist hoffentlich für jeden erkennbar geworden.

Mit diesem Wissen kann ich nun erklären, wie wir am gesündesten und gleichzeitig am kräfteschonendsten unser Kind tragen können.

Ideal aufgehoben ist das Kind auf der mütterlichen Hüfte, auf der es in der optimalen Haltung hocken kann, sein Gesicht der Außenwelt ebenso zuwenden kann wie sich an die mütterliche Brust anschmiegen und mit rundem Rücken von Mutters Arm gestützt schlafen kann, wenn es möchte.

Diese Trageweise ist in unserem heutigen Alltag nicht immer praktikabel, weil nur eine Hand frei bleibt, und  da ist es ein Glück, daß es Tragehilfen gibt, die dieses Bedürfnis nach Nähe und diese anatomischen Forderungen gleichermaßen erfüllen und zudem für die Mutter sehr entlastend sind. Alle ergonomischen Ansprüche erfüllt das Tragetuch. In heutiger Marken-Qualität elastisch gewebt, gift- und schwermetallfrei und für alle Größen, jedes Alter und alle anatomischen Unterschiede passend. Allerdings bedarf es etwas Übung und manchmal persönliche Anleitung, um die passende Bindeweise herauszufinden und dann zu üben.


Die gewählte Bindeweise sollte folgende Punkte immer berücksichtigen:

*dem Kind muß die Anhock-Spreizhaltung möglich sein. Das bedeutet, die Oberschenkel müssen von Kniekehle zu Kniekehle in dem Tuch sein, um eine gute Anhockung zu gewährleisten, gleichzeitig darf das Kind nicht überspreizt werden

*es muß sich bei der tragenden Person ankuscheln und schlafen können. Daher darf  das Kind NIEMALS mit dem Gesicht nach vorn getragen werden, weil es so keine Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen.

*die Bindeweise muß einen runden Rücken zulassen, idealerweise ohne störendes Tuchkreuz über der Wirbelsäule, das eine Rundung des Rückens erschwert

*der Rücken des Kindes sollte immer fest genug, faltenfrei und auf ganzer Fläche bis hoch zum Nacken, im Schlaf sogar bis zum Kopf gestützt werden

*das Tuch sollte ganz dicht an der tragenden Person liegen, um beschwerliche Ausgleichshaltungen der tragenden Person zu vermeiden


Weiter gibt es eine große Anzahl fertiger Tragehilfen auf dem Markt, für die im Prinzip (leider mit kleinen Einschränkungen) dieselben Maximen gelten sollten. Dafür sind sie meist schnell angelegt, lassen sich auch benutzen, wenn das Kind recht zappelig ist und können sehr bequem sein.


"Fertigtragehilfen" sind gute Tragealternativen für etwas größere Kinder


Das Tragen für Sie selbst

Nicht nur Ihrem Kind soll das Tragen gut tun, auch Sie selbst können davon profitieren.

Ein korrekt gebundenes Tragetuch oder eine gut angepasste Trage kann ihre Rückenmuskulatur aufbauen sowie Ihren Beckenboden stärken, da Sie das Kind sehr nahe an Ihrem eigenen Schwerpunkt tragen können und somit eineschiefe und verspannende Ausgleichshaltung vermeiden.

Auch das Kind schenkt Ihnen Nähe und Geborgenheit, die sie nach der Geburt ersehnen. Das Tragen kann sogar eine Prophylaxe gegen (Wochenbett-) Depression sein, ihr Körper spürt die Anwesenheit des Babys auch nach der Geburt. Denn durch anhaltende Trennung vom Baby (z.B. bei schweren Komplikationen) kann dem Körper der Mutter durch fehlenden Körperkontakt suggeriert werden, daß eine Fehlgeburt geschehen ist mit allen traurigen Folgen. Dies würde sich dann auch z.B. auf die Milchbildung auswirken.

Das Tragen kann der Mutter oder der tragenden Person helfen, den eigenen Entbehrungsschmerz, den sie vielleicht in der eigenen Frühkindheit ertragen lernen mußte, weil ihr damals das Getragenwerden versagt wurde, zu erkennen, zu verstehen und aufzuarbeiten.

Und zuletzt kann die junge Mutter nach der Geburt schneller wieder den Einstieg in ihren Alltag finden, wenn der Säugling gut aufgehoben an ihr hockt und an ihrem Alltag nach seinem Belieben teilhaben kann. Sie müssen das kleine Baby nicht in der schweren Babyschale schleppen, sie kommen auch auf unwegsamen Gelände voran oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, ohne den Kinderwagen ein- und auszuladen, sie können Ihren Haushalt mit interessiertem Kind auf dem Rücken erledigen anstatt mit nörgeligem Kind am Bein. Sie können sich freier dem oder den größeren Geschwisterkind/ern zuwenden. Und ihr Kind kann auf diese Weise gerade auch abends leichter in den Schlaf finden, was die gesamte Familiensituation sehr entspannen kann..


"Mei Tais" gibt es inzwischen in allen Formen, Größen, Designs und Qualitäten


                                                                                                         Häufig gestellte Fragen, die ich Ihnen gerne beantworte!


*Ab wann kann ich mein Kind tragen?

*Ab wann kann ich es in welcher Bindeweise tragen?

*Halte ich das durch? Geht das nicht auf meinen Rücken?

*Ab wann schade ich meinem Kind mit dem Tragen?

*Was ziehe ich meinem Kind und mir beim Tragen an?

*Was mache ich, wenn mein Kind beim Tragen weint?

*Kann ich mein Kind allein auf den Rücken bringen und so tragen?

*Welches Tuch in welcher Länge brauche ich?

*Ab wann und bis wann passen andere Tragehilfen?

*Wo kann ich sowas einkaufen und was kostet das alles?

*Welche Tragehilfen sind weniger empfehlenswert?

*Wie reagiere ich auf Unverständnis in der Familie/auf der Straße?                              

     Haben Sie auch Fragen? Wenden Sie sich an mich per email!


Dreijährige auf dem Rücken nach einem langen Spaziergang im Wald, denn das kennen wohl alle Eltern: "Mamaaa, ich kann nicht mehr......"



                                                                                                              Empfehlenswerte Links

www.clauwi.de

www.stillen-und-tragen.de

www.ferbern.de

www.trageberatung-berlin.de

www.continuum-concept.net

www.manmed.de

www.didymos.de




                                                                                                              Und später?


Das Tragetuch kann man später noch als tolle Kinderhängematte oder Schaukel nutzen.                             Und die nächste Generation tragender Eltern wächst heran.




Kleines Nachwort:

Endlich habe ich mich entschlossen, diese kleine aber feine Wahrheit anzusprechen, die nun hier folgt:

Nicht nur in meinen Texten, eigentlich in fast allen modernen Texten zum Thema Tragen wird gern und "zurecht" betont, daß das korrekte Tragen  besser, gesünder, stärker fördernd ect. ist. Besser als was? Besser als nicht getragen zu werden, okay. Aber wenn man wie ich davon ausgeht, daß das Getragenwerden ganz normal, weil artgerecht und allen Bedürfnissen entsprechend ist, dann sollte es fairerweise so formuliert werden, daß das Tragen gut, gesund und fördernd ist und alles, was im Umgang mit dem Säugling nicht dem Entwicklungsstand und dem Arttypus des "Traglings" angepasst ist, einfach weniger gut ist.

Sicher geht es mir hier "nur" um die Formulierung. Aber die sagt so viel über unsere eigene Perspektive aus, daß es das wert ist, einmal zu überdenken, wie wir unser Wissen übers Tragen versuchen sollten zu formulieren.

Denn solang das Tragen immer "besser" ist, wird es nie "normal" sein dürfen.

Danke herzlichst fürs Lesen.





Diese Seite befindet sich noch im Aufbau.

Weitere Fotos, Gafiken und Texte folgen.

Vervielfältigung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung.